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Bremen: Rathaus (Bildrechte: LfD Bremen, Christian Richters)

23.05.2023

CfP:Sektion Denkmalpflege auf dem 37. Deutschen Kongress für Kunstgeschichte 2024

Bild und Verführung: Denkmalpflegerischer Umgang mit digital erzeugten Räumen und ihren Bildern von Geschichte.

Die Sektion lädt ein zur architektur-, kultur- und bildwissenschaftlichen Reflexion der Möglichkeiten und Fallstricke digital erzeugter, virtueller und hybrider Realitäten und ihrer Bilder von Geschichte für die Disziplinen Denkmalschutz und Denkmalpflege. Welche technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten gibt es und welche Potenziale, aber auch Gefahren liegen in der Durchdringung von physischem Raum und virtuellen historischen Bildern, gerade wenn man das Denkmal als Geschichtskonglomerat und immer wieder neu zu befragende Quelle auffasst?

Mit neuen digitalen Möglichkeiten der Erzeugung von virtuellen Realitäten, der Visualisierung und Rekonstruktion historischer Architektur und Bauzuständen in Heritage/Historic Building Information Models oder der hybriden Durchdringung von physischem Raum und historischen Bildern mittels Augmented Reality ergeben sich andere Fragestellungen, als sie bisher angesichts physischer Rekonstruktionen diskutiert werden. Die gewachsene materielle Substanz wird im virtuellen Raum (scheinbar) nicht angefasst. Verschiedene, sich auch gegenseitig ausschließende Schichten der Geschichte, historische Prozesse und Brüche können virtuell übereinandergelegt, ein- und ausgeschaltet werden. Solche Darstellungsweisen sind in Museen oder im Rahmen von historischen Stadtführungen und Stadterkundungen oft Mittel der Vermittlung und Popularisierung historischen Wissens. Hier können sie maßgeblich zu Stärkung eines Denkmalverständnisses beitragen. Sie sind auch Mittel der bauarchäologischen, bauhistorischen und denkmalpflegerischen Auseinandersetzung.

Diese Methoden greifen aber oft gut bekannte historische Bildquellen auf, wählen aus und ordnen die Bilder der Geschichte neu – und legen dabei ihre Motive und Vorgehensweisen nicht immer reflexiv offen. Sie erweitern die Bilder auch mit für die Betrachtenden nicht immer klar erkennbaren Interpretationen, sie füllen Lücken der Überlieferung, damit das augmentierte Bild in einem bestimmten Sinne passt und stimmig ist. Kennzeichnend ist oft die Konzentration auf die Darstellung einer homogenen, jedenfalls abgeschlossenen zeitlichen Epoche. Wie steht es um die Gefahr der Reduktion auf bildhafte Projektionen eines vorgegebenen historischen Verständnisses einer Situation – und wie gelingt es, für die denkmaltheoretische wie denkmalpraktische Diskussion einen kritischen Blick auf affektive und affirmative Geschichtsbilder und deren ubiquitäre Verbreitung zu bewahren?

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